Von mir über mich

Ich möchte betonen, dass ich heute gleichermaßen gerne als Schauspieler, wie als Lehrer für Alexander-Technik oder Sprechtechnik arbeite. Beides erfüllt mich und macht mir eine große Freude. Jedoch bin ich auch sehr froh, dass ich durch meine Tätigkeit als Lehrer nicht mehr gezwungen bin, mein Geld ausschließlich mit meiner Schauspielerei verdienen zu müssen. Das sich ständig präsentieren und vorstellen, auf jeder Premierenfeier oder After-Showparty neue Kontakte knüpfen, habe ich nie gemocht, ist mir immer sehr schwer gefallen und kann einen enormen Druck auslösen. Heute kann ich sagen, ich bin ein guter Schauspieler und spiele sehr, sehr gerne, aber wenn es nicht sein soll, dann soll es nicht sein. Und das fühlt sich gut an.

Nachdem meine Mutter kurz vor meinem Abitur nach langer Krankheit starb, schaffte ich es noch, mein Abitur gut über die Bühne zu bringen. Aber danach spürte ich nur noch Leere und Bodenlosigkeit. In dieser Zeit half es mir, dass ich meinen Zivildienst machen konnte. Nach dem Zivildienst war dann die große Frage: was kommt jetzt? Eigentlich wollte ich immer Biologie oder Informatik oder beides studieren. Aber irgendwie spürte ich, dass ich damit nicht glücklich werde und erst recht nicht gesund (ich hatte schon einige körperliche Gebrechen: Rundrücken, Morbus Schlatter in den Knien und ständig sprang mir ein Halswirbel raus. Also begann ich eine Hospitanz am Westfälischen Landestheater im Bereich Bühnenbild. Dabei schaute ich oft bei Proben zu und schon beim ersten Mal hörte ich in meinem Kopf eine Stimme, die sagte: „Das machst du auch.“

Aber wie? Ich war in meinem bisherigen Leben vier oder fünf Mal im Theater gewesen und hatte niemanden in meiner Familie oder meinem Freundeskreis, der auch nur ein kleines bisschen mit Theater, Musik oder Kunst zu tun hatte.

Ich brachte in Erfahrung, dass man ein Schauspielstudium absolvieren muss und es in der damaligen BRD acht Universitäten gab, an denen man dieses Studium machen konnte. Man musste eine Aufnahmeprüfung (wie bei Musikern) machen. Wenn man das Glück hatte, einer von 8 – 10 Menschen zu sein, die diese Aufnahmeprüfung bestanden, konnte man mit dem Studium beginnen.

Ich meldete mich in Essen, Bochum und Berlin an und ging völlig naiv in diese Prüfungen. Die erste Prüfung hatte ich in Essen und dort kam ich sehr weit (bis unter die letzten 100 von ehemals 1000 Bewerbern). Als Kritik gab man mir mit, dass man mich für sehr begabt hält, aber mein Körper (Körperhaltung) viel zu kompliziert und festgehalten sei. Aber ich solle auf jeden Fall weiter machen, ich hätte sehr viel Potenzial. Bei den anderen beiden Prüfungen bin ich sofort durchgefallen.

Da stand ich nun, wusste immer noch nichts und entschied mich als erstes nach Berlin umzuziehen. 1986 immatrikulierte ich mich dort für Theaterwissenschaften, fand sehr schnell eine Laientheatergruppe und machte meine ersten Schritte als Schauspieler. Gleichzeitig meldete ich mich für das nächste Jahr an allen acht Universitäten für die neuen Aufnahmeprüfungen an. Ich fiel durch alle acht Prüfungen sang- und klanglos durch.

Was nun? Ich war drauf und dran die Schauspielerei schnell wieder an den Nagel zu hängen. Aber eine liebe Freundin von mir, die auch Schauspielerin werden wollte, nahm mich mit zu einer Prüfung beim Deutschen Bühnenverein (damals konnte man noch eine Eignungs-, Zwischen- und Abschlussprüfung beim DBV machen, wenn man sich an einer Privatschule zum Schauspieler ausbilden lassen wollte). Und mit einem ähnlich positiven Feedback, wie bei meiner Aufnahmeprüfung in Essen, bestand ich diese Eignungsprüfung. Eine private Schule (Die Etage) war in Berlin schnell gefunden und ich machte meinen Taxischein, um die Ausbildung finanzieren zu können.

Mein erstes festes Engagement hatte ich dann 1990-91 nach dem Fall der Mauer in Stendal am Theater der Altmark. Die starren Strukturen eines staatlichen Theaters schreckten mich allerdings ziemlich ab und so ging ich zurück nach Berlin, um mich in unterschiedlichsten Off-Theatern auszuprobieren. Außerdem begann ich als Synchronsprecher für Nebenrollen bei der Deutschen Synchron Filmgesellschaft mbH in Berlin zu arbeiten. Gleichzeitig entdeckte ich für mich die Alexander-Technik, die mir endlich aus meinen körperlichen Einschränkungen heraus half.

Und 2001 ging ich dann als Schauspieler fest an das Westfälische Landestheater nach Castrop-Rauxel. Dort blieb ich bis 2003 und kündigte dann, um andere Sachen auszuprobieren. Ich spielte mehrere Jahre Tourneetheater und probierte mich als Filmschauspieler.

Da ich in den letzten Jahren nicht außerhalb Münsters arbeiten konnte und wollte (ich war alleinerziehender Vater von drei Kindern, die jetzt studieren oder auch schon arbeiten), habe ich die letzten Jahre fast ausschließlich als Solist in Münster gearbeitet.

Umso größer ist jetzt wieder der Wunsch in mir, für ein Theater zu arbeiten, in einem Ensemble zu spielen, etwas gemeinsam auf die Bühne zu stellen und auch wieder vor einer Kamera zu stehen. Das mich präsentieren und verkaufen ist nicht meine Lieblingsdisziplin, aber ich bin ein sehr guter Schauspieler, der es liebt auf der Bühne zu stehen.

Zu den großen Stärken, die ich dabei einbringen kann, zählen meine Lebendigkeit, mein Bewegungspotential und meine körperliche Präsenz. Ich habe eine gute Gesangsstimme, wenn auch ohne dafür speziell ausgebildet zu sein. Ich sehe auf den ersten Blick jünger aus, als ich bin (Spielalter 45-55), verfüge aber über 59 Jahre Lebenserfahrung und die damit (meist) einhergehende Reife und kann daher, was das Alter betrifft, ein breites Spektrum an Rollen ausfüllen. Hinweisen möchte ich auch noch auf meine besonderen Qualitäten bei einer schnellen Übernahme: u.a. habe ich am Westfälischen Landestheater innerhalb von 2 Tagen die Rolle des Giles Ralston aus "Die Mausefalle" mit großem Erfolg übernommen.

Wer mich sehen möchte kann das in der Altstadt Münsters, wo ich z.Zt. regelmäßig mit zwei Soloprogrammen auftrete. Wer Gesang, Unterhaltung und Entertainment liebt, sollte sich das Solo "Der ewige Student" ansehen. Wer ganz in eine mittelalterliche Figur und Geschichte eintauchen möchte, ist im "Nachtwächter" bestens aufgehoben.