Die Alexander-Technik

Was ist Alexander-Technik?

Anders als Sie vielleicht vermuten, ist die Alexander-Technik jetzt schon gut 100 Jahre alt und vermittelt einen harmonischen, beweglichen und kraftvollen Körpergebrauch. Unsere Bewegungen und Haltungen werden so verändert, dass wir einen guten Gebrauch unseres Körpers mit einem Minimum an Kraftaufwand erreichen. Denn obwohl unsere Körper entworfen sind, um sich mit Leichtigkeit und Freiheit, unterstützt durch die Wirbelsäule, zu bewegen, entwickeln wir oft gewohnheitsmäßige Verspannungsmuster, die diese Freiheit stören. Sie können Schmerz verursachen, unsere Beweglichkeit einschränken, unsere Kreativität blockieren und zu Krankheiten führen. Indem wir den Körper zurückführen in eine harmonische Körperhaltung und in flexible, fließende Bewegungen, werden wir präsenter für jeden einzelnen Moment, bewusster für unsere kreativen Möglichkeiten und fühlen uns wohler in unserem Körper. Bewusstes Innehalten (Inhibition) ermöglicht, auf einen inneren oder äußeren Reiz anders als gewohnt zu reagieren. Dies gibt die Freiheit, zwischen verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten bewusst zu wählen. Dabei ist unser "Geist" von größter Wichtigkeit. Denn alle unsere Bewegungs- und Haltungsmuster sind im Unterbewusstsein "abgespeichert" und müssen von uns ins Bewusstsein geholt werden, um verändert werden zu können. Es findet keine Veränderung des Körpers ohne Geist und umgekehrt statt!

Ablauf einer AT-Stunde

Die Alexander-Technik wird in Einzelunterricht in Lektionen von 30-60 Minuten vermittelt. Erfahrungsgemäß bedarf es ca. 30 Lektionen, bis bei einem Schüler ein Erfahrungswissen aufgebaut ist, das ihn befähigt, die Prinzipien der Alexander-Technik in seinem Alltag anzuwenden. Jeder Schüler erfordert eine individuelle Vorgehensweise.
Die Alexander-Technik wird anhand von Alltagsbewegungen gelehrt. Gehen, Sitzen, Stehen, nach etwas greifen, etwas heben etc. sind typische Beschäftigungsfelder im Unterricht. Es kann auch an spezifischen Bewegungsabläufen gearbeitet werden, wie z.B. Musizieren, Radfahren, Schreiben, Bildschirmtätigkeiten, Singen, Sprechen, usw.
In der Einzelstunde ist eine intensive, persönliche Beschäftigung mit dem Schüler möglich. Der Lehrer ergänzt seine verbalen Anweisungen mit subtilen Berührungen durch seine Hände. Hierbei vermitteln die Hände kinästhetische Erfahrungen, die dem Schüler die Möglichkeit geben, einen harmonischeren, leichteren Körpergebrauch zu erfahren. Unser Körper und unser Geist werden wieder in Einklang gebracht! Dieses neue Körpergefühl zu erleben, ist von elementarer Bedeutung.
Neben der Einzelarbeit wird auch Gruppenarbeit angeboten. Manche Alexander Technik Lehrer geben Einführungsabende für Gruppen, andere bieten fortlaufende Kurse oder Wochenendseminare. Eine Gruppensituation hilft den Schülern, ihr visuelles Wahrnehmen zu entwickeln und zu verfeinern, weil sie einander beobachten können. In einer Gruppe fällt es manchmal leichter, über Ähnlichkeiten oder Unterschiede zu reden, was zu einem umfassenderen Verständnis von körperlichen und geistigen Gewohnheiten führen kann.
Alexander Technik Lehrer sind darin ausgebildet, feinste Veränderungen im Organismus des Schülers wahrzunehmen. Die Hände des Lehrers weisen darauf hin, wo überflüssige Spannung losgelassen und der Organismus so koordiniert werden kann, dass er als Ganzes harmonischer funktioniert.
                        -->> Erfahrungsbericht

 

" All that I am trying to give you is a new experience."

F. M. Alexander

Wer war F. M. Alexander?

Frederick Matthias Alexander wurde 1869 in Tasmanien als Ältester von acht Geschwistern geboren. Mit 17 Jahren nahm er seine erste Stelle in einem Büro der Bergwerkstadt Mount Bischoff an und begann gleichzeitig in seiner Freizeit mit Musik- und Schauspielunterricht. Drei Jahre später zog er nach Melbourne, Australien, um seinem Interesse für Theater und Musik nachgehen zu können und um seine Ausbildung als Rezitator und Schauspieler zu vervollständigen. Er hatte bald Erfolg, doch Atembeschwerden und zunehmende Heiserkeit führten beim Rezitieren zum Versagen seiner Stimme. Dieses Problem zeigte sich nur auf der Bühne, und da verschiedene Ärzte keine Diagnose stellen konnten, rieten sie lediglich zur Schonung seiner Stimme.

Also beschloss er, seinen Schwierigkeiten selbst auf den Grund zu gehen. Er fand heraus, dass er durch die Art und Weise, wie er seinen Körper beim Sprechen benutzte, seine Stimmprobleme selbst verursachte. Durch Selbstbeobachtung mithilfe mehrerer Spiegel stellte er fest, dass er den Kopf beim Rezitieren nach vorne und unten, die Schultern nach oben zog, dadurch den Brustkorb verengte und Druck auf den Kehlkopf ausübte.

Auch wenn er sich schnell von seinen akuten Stimmproblemen befreien konnte, ließ ihn sein grundsätzliches Interesse die Experimente weitere 10 Jahre fortführen. So entwickelte er auf erfahrungswissenschaftlicher Grundlage eine Methode, mit der Reaktions- und Verhaltensweisen im täglichen Leben erkannt und verändert werden können und ein ausgewogener und natürlicher Gebrauch des Selbst ermöglicht wird. Während er weiterhin als Schauspieler und Rezitator arbeitete, wandten sich Kollegen immer häufiger wegen ihrer eigenen Stimm- und Atemprobleme an ihn, ebenso schickten Ärzte ihm ihre schwierigen Fälle. Man nannte ihn 'the breathing man'. Zuerst in Melbourne, später in Sydney, wo er als Direktor am Operatic and Dramatic Conservatorium tätig war, und anschließend in London, wurde seine Arbeit bekannt.

Während des Ersten Weltkrieges ließ Alexander sich in New York nieder. Nach Kriegsende wirkte er bis 1929 halbjährlich wechselnd in den USA und in London. 1930 entstand die erste Ausbildungsklasse für Lehrerinnen und Lehrer der Alexander-Technik in London. Zu Beginn des 2. Weltkrieges zog er wieder in die USA, kehrte aber 1943 endgültig nach London zurück. An seinem achtzigsten Geburtstag wurde in London die erste Gesellschaft für Alexander-Technik (STAT) gegründet. F.M. Alexander starb 1955, 86-jährig, in London.